Arbeitgeberverband Olpe fordert konsequente und schnelle Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland

Der Arbeitgeberverband Olpe präsentiert alarmierende Ergebnisse aus seiner jüngsten Konjunkturumfrage. Die Umfrage, an der ein Großteil der M+E-Betriebe im Kreis Olpe mit rund 11.500 Beschäftigten und gut 450 Auszubildenden teilnahm, offenbart im dritten Jahr in Folge einen zum Teil dramatischen Abwärtstrend der aktuellen Wirtschaftslage sowie der Erwartungen für die nächsten Monate.

„Die Sorgen der Unternehmen sind zunehmend existenzieller, dies zeigen nicht nur die im Vergleich zum Vorjahr weiterhin hohen Teilnahmezahlen an der Umfrage, sondern auch die zahlreichen Gespräche und Anfragen an den Arbeitgeberverband“, so der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes, Christopher Mennekes. Nicht zuletzt steigen auch im Kreis Olpe die Arbeitslosenquote sowie die Anzeigen zur Kurzarbeit an. Aus der Umfrage ergibt sich, dass 64 % der Unternehmen in den letzten sechs Monaten entweder Personal abgebaut oder den Nachfragerückgang über Kurzarbeit abgefedert haben. Für die kommenden sechs Monate gehen nach aktueller Lage dreiviertel der Unternehmen davon aus, Maßnahmen wie Personalabbau oder Kurzarbeit nutzen zu müssen. Die Stimmungslage hat sich im dritten Jahr in Folge nochmals deutlich verdüstert.

„Die Herausforderungen für die Wirtschaft sind enorm, die Ursachen vielfältig. Deswegen braucht es rasch nach der Wahl Impulse, die schnell und dauerhaft wirken, wie z. B. Steuererleichterungen. Statt an veralteten Konzepten festzuhalten, erwarte ich von der neuen Bundesregierung ein klareres politisches Bekenntnis zu Zukunftstechnologien. Deutschland und vor allem wir in Südwestfalen sind innovationsfähig und leistungsbereit. Ich wünsche mir, dass es uns gemeinsam gelingt durch politische Entscheidungen, Mut und Willen einen Stimmungswandel und wirtschaftlichen Aufschwung herbeizuführen“, so Christopher Mennekes.

Vom Berliner Politikbetrieb sowie den Resten der Ampelkoalition sei hier leider aller Wahrscheinlichkeit nichts mehr zu erwarten, so Arndt G. Kirchhoff, stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Metall und Präsident von unternehmer nrw. Deshalb erwarte auch er, dass schnellstmöglich im Anschluss an die Bundestagswahl Ende Februar eine stabile und handlungsfähige Regierungskoalition Differenzen im sachlichen Diskurs überwindet und einen wirtschafts- und industriepolitischen Kurs etabliert, der ein investitions- sowie innovationsfreundliches Klima in und für den Industriestandort Deutschland fördert. Der öffentlich ausgetragene Streit sowie das Hin- und Her der vergangenen Monate innerhalb der Regierungskoalition haben hierbei nicht zur Problemlösung beigetragen und die Unsicherheiten erhöht. Insofern sei die Krise größtenteils eine politisch hausgemachte Krise. Der Vorstoß zahlreicher Unternehmer auf die bestehenden Missstände wie beispielsweise die Energiekostensituation oder die bürokratischen Hürden hinzuweisen, ist teilweise ungehört verhallt, was zu großer Enttäuschung nicht nur bei Unternehmerinnen und Unternehmern, sondern auch in großen Teilen der Bevölkerung geführt hat.  Auch in Zukunft wird Deutschland auf die Industrie zur Sicherung des Wohlstands und des sozialen Friedens angewiesen sein. Viel zu lange habe die Politik den Fehlentwicklungen in diesem Land zum Teil tatenlos zugesehen oder falsche wirtschafts- und sozialpolitische Entscheidungen getroffen. Jedem müsse klar sein, dass die bisweilen bestehende Ansicht, der Wegfall industrieller Arbeitsplätze mit einem Strukturwandel hin zum Dienstleistungssektor bedeute für dieses Land keinen Wohlstandsverlust, falsch sei, so Arndt G. Kirchhoff weiter.

Diese aktuelle Zustandsbeschreibung wird durch die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage auch für den Kreis Olpe bestätigt.

So beurteilten 48 % der Betriebe und damit 5 %-Punkte mehr als noch im Vorjahr ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Lediglich 12 % beurteilen die Lage als gut. Auch die kommenden sechs Monate geben keinen Anlass für Optimismus. Gut ein Viertel der Unternehmen erwartet eine weitere Verschlechterung der Geschäftslage, 68 % gehen von einem gleichbleibenden Trend aus.

Zieht man die aktuelle Geschäftslage, die aktuelle Auftragslage sowie die aktuelle Ertragslage als Gradmesser der aktuellen Wirtschaftslage heran, so beurteilen lediglich zwischen 4 % und 16 % je nach Kennzahl ihre aktuelle Wirtschaftslage als gut. Dies entspricht je nach betrachteter Kennzahl mit Ausnahme der Ertragslage einen Rückgang zwischen 5 %-Punkten sowie 22 %-Punkten verglichen mit den Vorjahreswerten. Zwar gehen bei der Ertragslage 16 % der Unternehmen gegenüber 8 % im Vorjahr von einer guten Ertragslage aus, jedoch erhöht sich im Vergleich auch der Anteil mit einer schlechten Ertragslage von 29 % im Jahr 2023 auf 40 % im Jahr 2024.

Dieses Bild der aktuellen Wirtschaftslage setzt sich bedauerlicherweise auch in der bestehenden Erwartungshaltung fort.

Lediglich 8 % der Unternehmen erwarten in den kommenden sechs Monaten eine Verbesserung der inländischen Auftragslage als auch der Ertragslage.  Bei der Geschäftslage erhöht sich der Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten erwarten von 17 % im Jahr 2023 auf 24 % im Jahr 2024. Der Großteil, nämlich gut 68 %, erwartet eine gleichbleibende Geschäftslage, die aber wie eingangs skizziert von gut der Hälfte der Unternehmen aktuell als schlecht eingestuft wird.

Auch beim Investitionsverhalten zeigt sich sehr deutlich, dass der Standort Deutschland durch zu hohe Unternehmenssteuern, zu hohe bürokratische Hürden sowie die zu hohen Energiekosten im Vergleich zu ausländischen Standorten zunehmend das Nachsehen hat.

Lediglich 4 % der Unternehmen haben ihre Investitionstätigkeit im Inland im Vergleich zum Vorjahr erhöht. 42 % haben diese entsprechend reduziert. Hier dürften neben den oben erwähnten Standortnachteilen auch die hohen Unsicherheiten und die fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven eine Rolle spielen.

Der Rückgang der Investitionstätigkeit im Inland zeigt sich spiegelbildlich in den Investitionstätigkeiten im Ausland. Hier gehen lediglich 14 % der Unternehmen von einer Reduzierung aus. Gut ein Fünftel der Unternehmen plant eine Ausweitung der Investitionen im Ausland und 64 % eine Beibehaltung des bisherigen Engagements im Ausland.

„Diese Entwicklung muss Anlass zur Sorge geben“, so Arndt G. Kirchhoff. Fehlende Investitionen seien auch Ausdruck fehlender wirtschaftlicher Perspektiven. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer Vertrauen der Politik und dem Standort Deutschland aktuell nicht mehr oder sind schlichtweg am Ende ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten. „Sollte sich diese Entwicklung verfestigen, sind Wohlstandsverluste und die damit verbundenen unmittelbaren Auswirkungen auf die Sozialsysteme unausweichlich“, warnt Arndt G. Kirchhoff. „Die Politik muss nunmehr ohne weitere Hängepartie das Steuer herumreißen, um eine weitere De-Industrialisierung zu verhindern.“

Christian Hermann, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes ergänzt, dass die Konjunkturumfrage auch offenbare, dass Unternehmen mit nur deutschen Standorten kaum bis keine Möglichkeiten haben, den bestehenden Kostendruck über Auslandsstandorte auszugleichen. Für diese Unternehmen spitze sich die aktuelle Situation aus hohen Energiekosten, überbordender Bürokratie und bestehendem Arbeits- und Fachkräftemangel mittlerweile dramatisch zu.

Mit Blick auf die Umfrage scheint einzig die Ausbildungsplatzsituation ein Lichtblick zu sein. Hier planen 84 % eine Beibehaltung der Entwicklung der Ausbildungsplätze, 8 % möchten sogar mehr junge Menschen ausbilden.

„Jedoch wird auch dies die heimische Wirtschaft vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem bestehenden Arbeits- und Fachkräftemangel vor zunehmende Herausforderungen stellen“, konstatiert Christian Hermann.

Er ergänzt, mit Blick auf die Umfrageergebnisse zur Beschäftigungssituation, dass die Bemühungen der Unternehmen, weiterhin so lange wie möglich an der Stammbelegschaft festzuhalten, vor eben diesem Hintergrund des zunehmenden Arbeits- und Fachkräftemangels gesehen werden müssen. So haben immerhin 60 % der Unternehmen trotz der strukturellen Multikrisen ihre Beschäftigung in den letzten sechs Monate stabil halten können und immerhin 48 % der Unternehmen halten dies auch für die nächsten sechs Monate noch für realistisch.

Wiederholt fordert der AGV Olpe von der neuen Bundesregierung eindringlich eine verlässliche Wirtschaftspolitik mit Weitblick, die Vertrauen und Planbarkeit bietet. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit Fragen der Energiepreisentwicklung und der Versorgungssicherheit vor dem Hintergrund der notwendigen Transformation in erneuerbare Energien. Die Unternehmen benötigen dringend einen verlässlichen Planungshorizont und konkurrenzfähige Energiepreise. Nach wie vor ist die Energiefrage ungelöst und belastet die Unternehmen neben den bürokratischen Hürden im internationalen Vergleich enorm. Hierbei ist es ist aus Sicht der Unternehmen wenig hilfreich, wenn die Politik darauf verweist, dass die Energiekosten sich weitestgehend erholt hätten, wenn diese im internationalen Vergleich, ja sogar im europäischen Vergleich nicht wettbewerbsfähig sind. Dabei werden die bestehenden Energiepreise durch Netzentgelte sowie Versorgungsschwankungen – Stichwort „Dunkelflaute“ sogar noch weiter belastet. „Wer beim Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie keine Strategie und keine belastbare Planung für das Umstiegsszenario bereithält, nimmt die aktuelle Entwicklung und das Risiko einer De-Industrialisierung für den Standort Deutschland bewusst in Kauf“, so Arndt G. Kirchhoff.

Christopher Mennekes betont, dass es dringend geboten sei, sich der Säulen der sozialen Marktwirtschaft zu besinnen und Innovation und Leistungsbereitschaft als Basis unseres Wohlstandes zu fördern, um vor dem Hintergrund der anstehenden Herausforderungen durch Demografie, Dekarbonisierung, Digitalisierung und De-Globalisierung der aktuellen Tendenzen von De-Industrialisierung und gesellschaftlicher Spaltung keinen Vorschub zu leisten. „Nur gemeinsam können Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen lösen und Wohlstand erhalten.“

Christian Hermann ergänzt, dass der Wohlstand dieses Landes und damit auch der gesamte Sozialstaat auf wirtschaftlich gesunden Unternehmen, der Wertschöpfung und den damit verbundenen Arbeitseinkommen beruhe und gerade vor diesem Hintergrund die aktuelle Entwicklung im industriellen Umfeld mit Desinvestitionen, Personalabbau und Verlagerungstendenzen mit großer Sorge betrachtet werden muss.

Am Ende können die anstehenden, teils disruptiven Herausforderungen nur bewältigt werden, wenn der wirtschaftspolitische Rahmen wettbewerbsfähige und industriefreundliche Strukturen auf der Basis sozialer Marktwirtschaft ermöglicht und damit eine Basis für wirtschaftlich starke Unternehmen bietet.

Zusammenfassend geben die Ergebnisse der diesjährigen Konjunkturumfrage Anlass zur Sorge und zeigen zum wiederholten Male auf, dass der wirtschaftspolitische Rahmen schnellstmöglich neu justiert werden muss. Zunehmend steigende Steuern und Abgaben, hohe Lohnzusatzkosten, hohe Energiekosten, hohe Unsicherheiten, die nach wie vor fehlende Verlässlichkeit der Politik bei gleichzeitig hoher Bürokratie, trüben mittlerweile nicht mehr nur die Stimmung der Unternehmen, sondern setzen Unternehmen zunehmend existenziell unter Druck.

Derzeit befindet sich Deutschland in einer strukturellen Krise, die es mit aller Kraft schnellstmöglich zu überwinden gilt. Deutschland verzeichnet seit geraumer Zeit das geringste Wachstum aller Volkswirtschaften des Euro-Raums, hier gilt es konsequent die Ursachen anzugehen und die stockende Volkswirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

In seinem jüngsten Gutachten attestiert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der deutschen Wirtschaft ein „Hinterherhinken im internationalen Vergleich“. Aus dem Gutachten ergibt sich, dass die deutsche Volkswirtschaft sich weiterhin in der Stagnation befindet und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen fünf Jahren real insgesamt lediglich um 0,1 % gewachsen ist. Im Ergebnis geht der Sachverständigenrat davon aus, dass in der Gesamtschau das Ergebnis naheliegend sei, dass die deutsche Volkswirtschaft sowohl von konjunkturellen als auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird.  Die von den Gewerkschaften bei den Tarifrunden immer wieder bemühte private Konsumquote zur Belebung der Inlandsnachfrage hat sich leider nicht bewahrheitet, zwar haben sich die Realeinkommen mittlerweile von den Einkommensverlusten im Zuge der hohen Inflation zwischen Herbst 2021 und Mitte 2023 erholt, dennoch nimmt der Konsum keine Fahrt auf und die Sparquote bleibt hoch. Dies begründe sich auch mit Ad-Hoc-Entscheidungen der Politik, so Arndt G. Kirchhoff. Er ergänzt, dass das Streichen der Prämie für den Kauf von Elektroautos von heute auf morgen oder der Eingriff des Staates in das Privateigentum der Menschen – Stichwort Gebäudeenergiegesetz oder auch umgangssprachlich Heizungsgesetz – die Menschen in diesem Land zutiefst verunsichere. Diese Verunsicherung setze sich mit den nunmehr anstehenden Neuwahlen fort, da derzeit für die Menschen nicht klar sei, wie es weitergehe. Auch dies führe weiterhin zu Zurückhaltung und damit auch zum Ausfall notwendiger Nachfrageimpulsen bei Industrie und Handwerk. Somit ist auch im kommenden Jahr nur mit geringem Wachstum zu rechnen und Deutschland dürfte dementsprechend auch weiterhin deutlich hinter den anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften zurückbleiben, so der Sachverständigenrat.

Deshalb fordern die Unternehmer des Kreises Olpe von der neuen Bundesregierung eine konsequente und schnelle Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Abschließend betonen Christopher Mennekes, Arndt G. Kirchhoff und Christian Hermann einstimmig, dass nunmehr der wirtschaftspolitische Kurswechsel gelingen muss, damit Deutschland nicht international den Anschluss verliert und Wachstum sowie Wohlstand möglich wird. Dabei muss der Fokus auf einer Stärkung der Industrie und der Vermeidung weiterer Belastungen jedweder Art liegen. Ansonsten wird Deutschland an den selbstgesteckten Zielen scheitern und im Zuge der geopolitischen Lage zunehmend unter Druck geraten. Die Entwicklung der vergangenen Monate hat gezeigt, dass es Politik gelingen muss, hier Vertrauen zurückzugewinnen. Nur dann kann es gelingen die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern und den Standort Deutschland resilient gegen äußere Einflüsse zu machen.

Olpe, 09. Januar 2025

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